Interview: „Katastrophales Ergebnis“

Der Vorsitzende der Tiroler Architektenkammer im „Presse“-Gespräch.

Innsbruck. Der Vorsitzende der Sektion Architekten in der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten für Tirol und Vorarlberg, Architekt Thomas Moser, macht sich im „Presse“-Interview stark für die Einrichtung eines Gestaltungsbeirats für Innsbruck.

Die Presse: Ist der Fassadenentwurf für das neue Kaufhaus Tyrol wirklich so schlecht, wie viele Kritiker sagen?

Thomas Moser: Unsere Erwartung war, dass ein hochwertiges Projekt zum Zuge kommt, das mit zeitgenössischen Mitteln auf diesen Ort und seinen Charakter eingeht. Das tut der aktuelle Entwurf nicht. Aber die Kammer ist nicht der Qualitätsrichter, sondern vorwiegend für baukulturelle Rahmenbedingungen zuständig.

Bedeutet das Vorgehen der Investoren eine Gefahr für die Wettbewerbskultur?

Moser: Ja, wenn übersehen wird, dass derzeit das katastrophale Ergebnis einer Direktbeauftragung vorliegt.

Der Tiroler Wirtschaftskammerpräsident Jürgen Bodenseer warnt vor einem Wildwuchs an Architekturwettbewerben und möchte die Entscheidung darüber lieber der Verantwortung der Geldgeber überlassen. Sind Sie auch dieser Meinung?

Moser: Nein. Diesen Weg hat man jahrzehntelang beschritten. Die Bausünden aus dieser Zeit sind heute noch zu sehen, und die Forderung nach Qualität besetzt ohnehin nur eine Nische im Baugeschäft. Aber man muss auch die Investoren verstehen, denn sie verwalten Kapital, und da ist Zeitverlust ein Problem. Dennoch: Geforderte Qualität und Umweltschutz mögen lästig sein, aber ohne soll und wird es nicht gehen.

Was kann die Stadt Innsbruck dafür tun?

Moser: Die Architektenschaft hat die Stadt mehrfach aufgefordert, einen Gestaltungsbeirat einzurichten. Das wäre auch im aktuellen Fall eine Exitstrategie, weil dann gäbe es noch ein Jury-artiges Gremium und damit eine zusätzliche Qualitätshürde für solche Bauten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2007)

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